Das Wichtigste in Kürze:
- Schneemangel und veränderte Landschaft: Die steigenden Temperaturen führen zu weniger Schnee in Skigebieten, was die Saison verkürzt und die Landschaft verändert.
- Anreise: Die Wahl des Verkehrsmittels für die An- und Abreise zum Skigebiet beeinflusst den CO₂-Fußabdruck erheblich, wobei der Zug die umweltfreundlichste Option ist.
- Wahl der Unterkunft: Selbstversorgung in urigen Hütten reduziert Abfall und unterstützt lokale Unternehmen, während nachhaltige Hotels umweltfreundliche Maßnahmen umsetzen.
- Nachhaltiger Wintersport: Die Auswahl kleinerer Skigebiete mit öffentlicher Verkehrsanbindung und das Ausleihen von Ausrüstung tragen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei.
Auswirkungen vom Klimawandel auf den Wintersport
Die Folgen der Erderwärmung zeigen sich im Alpenraum besonders stark, die Durchschnittstemperaturen steigen dort doppelt so stark, wie im globalen Durchschnitt. Immer häufiger gehen Bilder von Skigebieten um die Welt, wo lediglich die Piste mit (Kunst-)Schnee bedeckt ist – ringsum ist alles grün.
Die höheren Temperaturen sorgen für immer weniger Schnee und eine kürzer werdende Saison. Wo früher Schneeberge im Tal lagen, ist heutzutage grüne Wiese zu sehen. Das mindert nicht nur den Spaß am Winterurlaub, sondern zeigt eine traurige Prognose: Langfristig werden durch den Klimawandel schneebedeckte Täler, Dörfer und Gipfel von der Bildfläche verschwinden.
Stattdessen sorgen Schneekanonen auf Kosten der Umwelt für die notwendige Schneegarantie auf den Pisten. Ob das noch das schöne Erlebnis vom Wintersport ist, das viele von uns kennen und lieben gelernt haben, sei dahingestellt. Zumindest eines ist sicher: Wenn wir in Zukunft noch möglichst lange in den Genuss vom schneereichen Winterurlaub kommen möchten, müssen wir etwas ändern. Und was wäre ein besserer Anfang, als der Winterurlaub selbst?
Klimafreundliche Anreise: Zug statt Flug
In Bezug auf den ökologischen Fußabdruck ist beim Winterurlaub die An- und Abreise der mit Abstand wichtigste Faktor. Ca. 73 Prozent des gesamten CO₂-Ausstoßes bei einem einwöchigen Skiurlaub ist auf die An- und Abreise zurückzuführen – veröffentlicht die ETH Zürich in einem Artikel zur Resilienz des Schneesports. Dabei macht es einen großen Unterschied, ob Du mit dem Flugzeug, Auto oder Zug anreist, wie die nachfolgende Tabelle verdeutlicht.
Verkehrsmittel | CO₂-Emissionen pro Kilometer |
Flugzeug | Ca. 270 Gramm |
Auto | Ca. 162 Gramm |
Zug | Ca. 46 Gramm |
Reisebus | Ca. 37 Gramm |
Hinweis: Die Werte (Durchschnittswerte des Umweltbundesamts) beziehen sich auf die CO₂-Emissionen pro Person bzw. beim Auto auf ein durchschnittlich ausgelastetes Fahrzeug (1,4 Personen pro PKW).
Ein Beispiel: Für die Strecke Frankfurt – Innsbruck (ca. 520 Kilometer) werden bei einem durchschnittlich ausgelasteten Auto ca. 84 Kilogramm CO₂ freigesetzt. Mit dem Zug sind es ca. 24 Kilogramm CO₂ pro Person. Verglichen mit einem durchschnittlich ausgelasteten Auto kommt die Anfahrt mit dem Zug auf ca. 33,6 Kilogramm CO₂ – und somit auf weniger als die Hälfte der CO₂-Belastung vom Auto.
Ein halb ausgelastetes Auto wirkt sich besonders schlecht auf die Klimabilanz aus. Besser: Fahrgemeinschaften bilden und alle Plätze belegen. So reduzierst Du nicht nur den ökologischen Fußabdruck, sondern auch die Tankkosten. Und: Wer sich um den Platz im Kofferraum sorgt: Skiausrüstung vor Ort auszuleihen, ist ökologisch gesehen sowieso besser – mehr dazu später im Text.
Außerdem: Fahre nicht mehrmals für ein kurzes Ski-Wochenende quer durchs Land, sondern nimm Dir lieber einmal z. B. direkt eine ganze Woche Zeit. Das ist besser für die Klimabilanz und auch zum Abschalten vom Alltag. Selbst bei einem einwöchigen Skiurlaub ist die An- und Abreise mit dem Auto noch für ca. dreiviertel des CO₂-Ausstoßes verantwortlich. Bei einem Wochenend- bzw. Tagestrip liegt der Wert noch höher.
Die Wahl der richtigen Unterkunft
Neben dem Reisemittel spielt auch die Unterkunft eine Rolle. Warum nicht mal eine urige Hütte mieten, in der Du Dich mit Deinen Freunden oder Deiner Familie selbst versorgst? Das erzeugt nicht nur eine schöne Atmosphäre und sorgt für mehr Zusammenhalt, sondern ermöglicht Dir zudem Müll zu reduzieren. Der Grund: Im Hotel sind viele Speisen abgepackt und das Buffet bis zum Ende gefüllt, so entsteht zwangsläufig jede Menge Abfall – sowohl in Form von Verpackungen, als auch Lebensmittelabfälle. Was umwelttechnisch ebenfalls gegen die meisten Hotels spricht: Einmal-Produkte wie Hausschlappen sowie Hygieneartikel in Miniaturausgabe verschlechtern die Abfallbilanz deutlich.
Als Selbstversorger kauft man wiederum in der Regel nur die Lebensmittel und Produkte, die man auch wirklich benötigt. Am besten regionale Lebensmittel aus der Gegend: So kommst Du in den Genuss regionale Spezialitäten und unterstützt zugleich die kleinen Unternehmen vor Ort.
Wenn Du auf den Komfort eines Hotels nicht verzichten möchtest, informiere Dich vorab über umweltfreundliche Unterkünfte. Nachhaltige Hotels, die viel Wert auf Abfallvermeidung, lokales Essen und klimafreundliche Angebote setzen, gibt es immer häufiger. Um nachhaltige Unterkünfte zu erkennen, helfen Nachhaltigkeitssiegel wie das deutsche Viabono Zertifikat, das Österreichische Umweltzeichen, das Schweizer Label ibex fairstay oder die EU-weite Blaue Schwalbe.
Wintersport geht auch klimafreundlich
Auch immer mehr ganze Ortschaften setzen aktiv auf Nachhaltigkeit und kommunizieren ihre Ambitionen über Partnerschaften wie die Alpine Pearls. Dazu gehören zum Beispiel bereits 19 Ferienorte, die viel Wert auf Klimaschutz sowie Regionalität legen und die Du bequem mit Bus und Bahn erreichen kannst. Hier kannst Du mit gutem Gewissen Ski- und Snowboardfahren und die Natur genießen.
Bei anderen Skigebieten kannst Du z. B. auf eine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel wie einem Bahnhof für die Anreise achten. Skibusse fahren in den meisten Orten mit Piste sowieso. Dann ist auch kein Auto notwendig. Und: Weniger Pistenkilometer können auch mehr sein: Wer sich die Piste nicht mit tausenden anderen Skifahrern teilen muss, profitiert davon am Ende auch. Warum also nicht mal ein unscheinbareres Gebiet mit kleinerer Piste wählen, wo die Idylle und Natur noch einen wirklich schönen Winterurlaub versprechen.
Außerdem: Skiausrüstung vor Ort ausleihen, anstatt kaufen und nur wenige Male im Jahr wirklich nutzen. Damit fällt zum einen der Transport bei der Anreise weg, zum anderen wird die Leih-Ausrüstung um ein Vielfaches öfter verwendet. Mittlerweile ist die Leih-Ausrüstung in der Regel hochmodern, sodass sie sogar besser als die alten eigenen Skier und Snowboards sind.
Das Problem mit dem künstlichen Schnee
Wenn Du ein höher gelegenes Gebiet mit Schneegarantie wählst, kommst Du direkt um einen weiteren Umweltsünder herum: die Schneekanonen. Pro Kubikmeter Kunstschnee werden im Schnitt drei kWh Strom und 500 Liter Wasser benötigt. Alpenweit sind mehr als 80.000 Schneekanonen mit einem Stromverbrauch von rund einer Million Kilowattstunden im Einsatz, schreibt der BR. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch einer Großstadt mit ca. 500.000 Einwohnern. Zwar argumentieren Skilift-Betreiber, dass zumindest das Wasser nicht verloren ist, sondern als Schmelzwasser wieder dem Kreislauf zugeführt wird, aber die eigens dafür angelegten Speicherseen reduzieren bereits heute den Wasserstand einiger Alpenflüsse deutlich.
Skihütten: Mit gutem Gewissen einkehren
Was Skihütten auf dem Berg angeht, gibt es gute Nachrichten: Sie sind oftmals selbst daran interessiert, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren. Denn auch sie sind größtenteils am Schutz der Berge interessiert und falls nicht das, dann zumindest an dem geringeren Aufwand. Der Transport von Lebensmitteln zur Hütte und von Abfällen zurück ins Tal ist auf den Bergen nämlich mit einem erheblichen Arbeits- und Kostenaufwand verbunden. Das heißt aber nicht, dass alle Skihütten einen Sinn für Umweltschutz haben: Ob riesige Berghütten in Skigebieten wie Ischgl mit Massenabfertigung an der Erhaltung der Bergnatur interessiert sind, ist fraglich.
Fazit
Den Winter- und Skiurlaub nachhaltig zu gestalten, ist gar nicht so schwer: Zug statt Auto, private Hütte statt All-inclusive-Hotel und ein naturbelassenes Skigebiet mit Schneesicherheit wählen. In den meisten Fällen machen die umweltfreundlicheren Alternativen den Urlaub sogar noch besser, wenn man mal darüber nachdenkt. So oder so: Der Klima- und Umweltschutz in den Alpen geht uns alle etwas an, wenn wir die Schönheit eines Winterurlaubs in den Bergen noch lange genießen möchten.