Das Wichtigste in Kürze:
- Forderung nach Böllerverbot: Verschiedene Umweltverbände, Ärzteverbände und die Polizeigewerkschaft sprechen sich für ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk aus.
- Umweltauswirkungen von Feuerwerk: Feuerwerk verursacht große Mengen Müll, darunter auch Kunststoffabfälle.
- Feinstaubbelastung: Die Feinstaubbelastung an Silvester erreicht Spitzenwerte, was gesundheitsschädlich sein kann, insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen.
- Stress für Tiere: Die Lautstärke und das Licht von Feuerwerk verursachen Stress bei Tieren, sowohl wild lebenden als auch Haustieren.
Umweltverbände sprechen sich für Böllerverbot aus
Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe, PETA oder der Tierschutzbund setzen sich für ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk ein – aufgrund der Feinstaubbelastung, dem Müllaufkommen sowie dem Tierschutz. Auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte sowie die Gewerkschaft der Polizei spricht sich für ein solches Verbot aus. Hier greifen vor allem Argumente aufgrund des erhöhten Aufkommens von Verletzungen und Sachbeschädigungen hinzu.
Aber ist ein Böllerverbot an Silvester – wie es pandemiebedingt – 2020 und 2021 gab, wirklich besser für Klima und Umwelt? Und schneiden zum Beispiel Drohnen an Silvester als Alternative zum Feuerwerk klimatechnisch besser ab?
Silvester: Müllberge zum neuen Jahr
Beginnen wir am Anfang: Was steckt in Feuerwerkskörpern? Den größten Teil der Böller (ca. 60 bis 75 Prozent) machen Hülle, Konstruktionsteile sowie Verpackung aus. Typische Bestandteile sind hier Papier und Pappe, Holz, Kunststoff sowie Ton. Den restlichen Teil des Feuerwerks stellen die sogenannten pyrotechnischen Sätze dar, die vor allem aus Schwarzpulver bestehen. Für die Geräusche und Farben kommen zudem Effektsätze aus z.B. Kupferverbindungen zum Einsatz.
Nach der Zündung und Explosion des Feuerwerks verbrennen die pyrotechnischen Sätze und hinterlassen den Feuerwerksqualm, den gesundheitsschädigenden Feinstaub. Hüllen sowie Konstruktionsteile wie Raketenkopf oder Leitstab bleiben als Abfall zurück.
Das Problem: Böller wie z. B. Raketen fliegen unkontrolliert in die Höhe, explodieren, und schleudern ihre Bestandteile in alle Richtungen. So landen die Feuerwerks-Abfälle nicht nur auf Straßen, Parkplätzen und Co., die an den nächsten Tagen gesäubert werden, sondern auch in Parks, Wäldern, Seen und anderen Naturschutzgebieten.
Tausende Tonnen Kunststoffabfälle und Co.
So ergibt sich das erste große Problem von Feuerwerk an Silvester: viel Müll. Bei ca. 40.000 Tonnen Feuerwerkskörper, die jedes Jahr in Deutschland verkauft werden (Corona-Jahre mit Böllerverbot ausgenommen) und einem Anteil von 60 bis 75 Prozent Abfall (Hülle, Konstruktionsteile, Verpackung etc.) kommt dabei einiges zusammen.
Noch genauere Zahlen gibt es beim Kunststoffabfall: Die Hochschule Pforzheim hat ermittelt, dass alleine ca. 3.500 Tonnen Kunststoffabfälle jedes Jahr durch Feuerwerkskörper anfallen.
Recycling: Feuerwerk gehört in den Restmüll
Der Kunststoff kann dabei keineswegs noch recycelt werden, sondern landet – wie auch abgebrannte Böller, Mehrschussbatterien oder andere Bestandteile wie Pappröhren – im Restmüll. Die Vermischung von Pappe, Kunststoff, Holz und Co. sowie die Brandabfälle mit teils giftigen Reststoffen machen eine stoffliche Verwertung aktuell unmöglich. Nur die thermische Verwertung in einer Müllverbrennungsanlage kommt hierzu noch infrage.
Spitzenwerte bei der Feinstaubbelastung an Neujahr
Das zweite Problem: die Feinstaubbelastung an Silvester. Die hohen Feinstaubwerte an Silvester gehören zweifellos zu den wichtigsten Diskussionspunkten in Bezug auf ein Böllerverbot an Silvester. Aber was ist eigentlich Feinstaub? Und wo liegt das Problem mit dem Feinstaub an Silvester?
Feinstaub an Silvester entsteht in erster Linie durch den Feuerwerksqualm, der durch das Verbrennen der pyrotechnischen Sätze in die Luft freigesetzt wird. Er ist damit nicht identisch mit dem Feinstaub durch den Verkehr, bei dem vor allem Reifenabrieb und Abgase zu den Ursachen zählen.
In Großstädten werden teilweise Stundenwerte um 10.000 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft in der ersten Stunde nach Mitternacht gemessen, schreibt das Umweltbundesamt. Im Durchschnitt liegt die Feinstaub-Konzentration in deutschen Städten hingegen bei ca. 18 µg/m³.
Die kleinen Feinstaubpartikel können sich in Nasenhöhle, Luftröhre und Lunge (Bronchien) absetzen und Gesundheitsschäden hervorrufen. Kleinstpartikel mit einem Durchmesser von max. 2,5 Mikrogramm können bei hoher Belastung sogar die Lungenbläschen erreichen. Zwar werden die Grenzwerte im Jahresmittel bei diesen besonders kleinen Partikeln stets eingehalten, aber kurzfristig – an Silvester – kommt es immer wieder zu Überschreitungen.
Sowohl bei langfristiger Belastung mit Feinstaub als auch bei kurzfristig besonders hohen Belastungen kann es zu Gesundheitsschäden wie Beeinträchtigung der Atemwege, Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Problemen sowie einer erhöhten Sterblichkeit kommen.
Der CO₂-Ausstoß an Silvester
Ein Umweltfaktor, der in Anbetracht der Ernsthaftigkeit des Klimawandels ebenfalls häufig diskutiert wird, ist der CO₂-Ausstoß an Silvester. Während vermüllte Straßen, Landschaften und Gärten unübersehbare Nachwirkungen vom Feuerwerk sind, die Feinstaubbelastung Spitzenwerte erreicht sowie Tiere sichtbar unter dem Lärm leiden, ist der CO₂-Ausstoß an Silvester im Vergleich weniger relevant.
Durch Feuerwerkskörper werden laut Umweltbundesamt in Deutschland jährlich rund 1.150 Tonnen CO₂ freigesetzt. Demnach liegt der CO₂-Ausstoß an Silvester bei 0,00013 Prozent – gemessen an den jährlichen Treibhausgasemissionen.
Hohes Stresslevel für Tiere an Silvester
Ein weiteres Problem an Silvester, dass vor allem Tierbesitzern bekannt ist: die Lautstärke. Die Explosion von Feuerwerk ist nicht nur für geräuschempfindliche Menschen anstrengend, sondern auch für Wild- sowie Haustiere. Hunde zum Beispiel hören bis zu 2,4-mal lauter als Menschen, wodurch aus manch einem Böller leicht ein ohrenbetäubender Lärm entsteht. Durch die vielen Explosionen zum Jahreswechsel bzw. vereinzelt auch an den Tagen zuvor, ist das Stress- und Angstlevel von Tieren an Silvester besonders hoch. Ein Böllerverbot an Silvester wäre ohne Frage ein Plus für den Tierschutz.
Und: Auch bei Menschen kommt es häufig zu teils dauerhaften Gehörschädigungen durch zu lautes Feuerwerk. Circa 8.000 Menschen werden jedes Jahr in Deutschland zu Silvester aufgrund von Schäden am Innenohr behandelt.
Silvester: Sind Drohnen das bessere Feuerwerk?
Zwar haben Drohnen grundsätzlich einen hohen Stromverbrauch, da sie bei Shows allerdings nur kurze Zeit zum Einsatz kommen, sind die negativen Effekte in Bezug auf den Klimawandel überschaubar. Eine vergleichbare Drohne mit einer Akkuleistung von 2.700 mAh und 7,6 Watt sowie einer maximalen Flugdauer von 25 Minuten benötigt für eine Akkuladung ca. 20 Wattstunden (Wh). Ein 10-Minuten-Betrieb in einer Drohnen-Show verbraucht ca. 40 Prozent ihres Akkus, was somit ca. 8 Wh entspricht. Eine Drohnen-Show mit 100 Drohnen, wie sie 2020/2021 in Pforzheim stattgefunden hat, kommt somit auf einen Stromverbrauch von ca. 0,8 kWh (entspricht 8000 Wh).
Ein Gedankenspiel: In allen 80 deutschen Großstädten (mehr als 100.000 Einwohner) kommen in Zukunft nur noch Drohnen zu Silvester anstelle von Feuerwerk zum Einsatz. Dann würden für diese 8.000 Drohnen ca. 64 kWh Strom benötigt werden. Verrechnet mit den CO₂-Emissionen aus dem deutschen Strommix ergibt das eine Umweltbelastung von 27,4 Kilogramm CO₂.
Natürlich variieren die Umweltbelastungen in Bezug auf Modell, Anzahl und Flugdauer sowie der Herkunft der Energie. Auch spielt die Herstellung der Drohnen eine Rolle. In Bezug auf den Stromverbrauch ist ebenfalls von Bedeutung, dass die CO₂-Emissionen durch einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix in Zukunft weiter sinken werden.
Wo Drohnen im Vergleich zum Feuerwerk ohne Frage besser abschneiden sind Feinstaubbelastung, Lautstärke sowie unmittelbarer Abfall.
Fazit zum Böllerverbot an Silvester
Ein Böllerverbot an Silvester würde zweifelsohne dem Umwelt- und Klimaschutz zugutekommen. Zum Jahreswechsel häufen sich große Mengen Abfall durch Feuerwerk an, die teils auch unkontrolliert in der Natur landen. Zudem entstehen durch die Verbrennung der pyrotechnischen Sätze stets Spitzenwerte bei der Feinstaubbelastung, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können. Die CO₂-Belastung wiederum fällt weniger ins Gewicht, als gegebenenfalls erwartet. Doch auch hier – sowie in allen anderen Bereichen – schneidet eine Drohnen-Show an Silvester besser ab. Ob sie sich gegen das traditionelle Feuerwerk in Zukunft aber flächendeckend durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.