Das Wichtigste in Kürze:
- Gesetzliche Maßnahmen und politische Entscheidungen: Neue Gesetze wie die Novelle des Verpackungsgesetzes und die Erhöhung des CO₂-Preises fördern den Klimaschutz.
- Globale Bewegungen und Konferenzen: Globale Klimastreiks von Fridays For Future und wichtige Konferenzen wie die COP 27 betonen die Dringlichkeit des Klimaschutzes.
- Klimatische Entwicklungen und Umweltziele: Die Klimaentwicklung verzeichnet Rekordtemperaturen und steigende CO₂-Emissionen.
Der Klima-Jahresrückblick von Januar bis Dezember
Um einen Überblick zu bekommen, was sich in 2022 alles beim Klimaschutz getan hat, gehen wir das Jahr Stück für Stück durch – von Januar bis Dezember. Von Änderungen beim Verpackungsgesetz über die zeitweise Einführung eines günstigen ÖPNV-Tickets für ganz Deutschland bis hin zu Weltklima- und Weltnaturkonferenz – im Jahr 2022 war so einiges los.
Januar: Verpackungsgesetz und neuer CO₂-Preis
Neues Jahr, neue gesetzliche Vorgaben: Zum Jahreswechsel 2021/ 2022 trat die Novelle des Verpackungsgesetzes in Kraft. Zu den großen Änderungen im Verpackungsgesetz gehört neben der erweiterten Pfandpflicht für alle Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff und für alle Getränkedosen das Verbot von Plastiktüten. Nur die sehr leichten Hemdchenbeutel, die häufig beim Obst- und Gemüsekauf verwendet werden, sowie dickere Kunststofftragetaschen sind von dem Verbot ausgenommen.
Die dritte große Änderung des Verpackungsgesetzes betrifft die Recyclingquoten für Verpackungsabfälle, die durch private Haushalte anfallen. Verpackungen, die zum Beispiel aus Glas, Aluminium oder Papier und Pappe bestehen, müssen fortan zu 90 Prozent der Vorbereitung zur Wiederverwendung (z.B. Reinigung von Glasflaschen) bzw. dem Recycling zugeführt werden – eine Erhöhung um zehn Prozent. Bei Getränkekartons steigt die Quote auf insgesamt 80 Prozent und bei Verbundverpackungen auf 70 Prozent. Die Quote für die stoffliche Verwertung von Kunststoffverpackungen, die die Herstellung von hochwertigen Recyclingmaterialien sicherstellt, stieg auf 63 Prozent.
Außerdem: Der CO₂-Preis im nationalen Emissionshandel wurde gemäß Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) zum Jahreswechsel auf 30 Euro erhöht. Damit erhöhte sich der Preis für Brennstoffe wie Gas, Benzin oder Heizöl.
Februar: IPCC Bericht fordert zum Handeln auf
Im Februar 2022 erschien der zweite Teil des sechsten IPCC-Sachstandsberichts mit einer wichtigen Botschaft „Die Zeit zu handeln ist jetzt“. Der Weltklimarat, bestehend aus Fachleuten aus der ganzen Welt, fordert, dass Klimaziele und Maßnahmen dringend verbessert werden müssen, um schwerwiegende Folgen durch den Klimawandel zu vermeiden. Notwendig ist ein weltweiter Strukturwandel auf allen Ebenen.
März: Globaler Klimastreik von Fridays For Future
Im März fand der erste globale Klimastreik von Fridays For Future in 2022 statt. Alleine in Deutschland gingen über 200.000 Menschen auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu streiken. Unter dem Motto #PeopleNotProfit stand vor allem der Ausstieg aus fossilen Energieträgern bis 2035 im Fokus.
April: Habeck kündigt Osterpaket an
Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck stellt sein umfassendes Osterpaket vor, das die Energiewende in Deutschland vorantreiben soll. Das Paket umfasst zahlreiche neue Maßnahmen und Änderungen an bestehenden Gesetzen wie dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. So wird der Ausbau der erneuerbaren Energien als von überragendem öffentlichen Interesse festgelegt, was mitunter Genehmigungsverfahren deutlich erleichtert. Zudem soll der Anteil von erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2030 auf 80 Prozent steigen.
Mai: 1,5-Grad-Ziel rückt in die Ferne
Die UN-Organisation für Meteorologie (WMO) kündigt an, dass es eine 50/50-Chance gibt, dass die Erderwärmung bereits in den nächsten fünf Jahren erstmals die 1,5-Grad-Marke überschreitet. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, scheint damit zunehmend unrealistisch.
Juni: Prognose des DWD zum Klimawandel
Klimawandel in Deutschland: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat prognostiziert, dass die Durchschnittstemperatur der Jahre 2022 bis 2028 um 0,5 bis 1 Grad wärmer ausfällen dürfte als in den Jahren zuvor (1991 bis 2020). Damit einher gehen nach den berechneten Trends auch die Niederschläge im Schnitt zurück. Es wird trockener.
Außerdem: Der erste Monat des 9-Euro-Tickets startet. Dank staatlicher Subventionen können alle Menschen in Deutschland den ÖPNV für 9 Euro im Monat nutzen.
Juli: EU-Taxonomie mit Atomkraft und Gas
Taxonomie: Die EU ordnet Atomkraft und Gas als klimafreundlich ein. Und macht damit den Weg für Investitionen frei. Die Klassifizierung wird von vielen Seiten kritisiert, da die Energiegewinnung durch Gas zu hohen Treibhausgasemissionen führt und auch die Atomkraft in einigen Punkten als kritisch gesehen wird. Deutschland beschreibt Gas hingegen als Brückentechnologie für den Übergang zu den erneuerbaren Energien.
Das im April vorgestellte Osterpaket wird vom Deutschen Bundestag beschlossen. Dazu gehört auch das Ende der EEG-Umlage ab dem 1. Juli 2022. Die Finanzierung der erneuerbaren Energien soll zukünftig verstärkt über den Bundeshaushalt gehen.
Zudem endet die Übergangsfrist für die Elektroschrott-Rückgabe. Seit dem 1. Juli können nun kleine Elektrogeräte in jedem Supermarkt abgegeben werden. Große Elektrogeräte können nur dort zurückgegeben werden, wo sie auch gekauft wurden.
August: Bilanz zum 9-Euro-Ticket
Das 9-Euro-Ticket endet. Die Bilanz: Der Verband der Verkehrsunternehmen schätzt, dass 1,8 Millionen Tonnen CO₂ durch den Umstieg auf den ÖPNV eingespart werden konnten – ein großer Erfolg.
September: Globaler Klimastreik von Fridays For Future
Auch im September waren wieder Hunderttausende Menschen in Deutschland auf der Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Beim globalen Klimastreik von Fridays For Future wurden über 250 Demonstrationen in Deutschland angemeldet.
Oktober: Wärmster Oktober in Europa
Der Oktober 2022 war der wärmste Oktober in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen. Durchschnittlich zwei Grad wärmer war der Monat im Vergleich zu den Durchschnittswerten der Jahre 1991 bis 2020.
November: Weltklimakonferenz COP 27
Im November 2022 fand die 27. Weltklimakonferenz (COP 27) in Ägypten statt. Zwar betonten zahlreiche Staats- und Regierungschefs die Dringlichkeit für einen wirksamen Klimaschutz, auf weitreichende Ergebnisse konnten sich die Teilnehmer der Weltklimakonferenz allerdings nicht einigen. Lediglich die Gründung eines Fonds zur Kompensation von Schäden und Verlusten wird gemeinhin als Erfolg gesehen.
Dezember: Weltnaturkonferenz
Erfolgreicher lief die 15. Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen im Dezember in Montreal ab. Hier konnten sich die teilnehmenden Staaten auf das Ziel einigen, den Verlust der Artenvielfalt bis 2030 zu stoppen und umzukehren. Konkret bedeutet das, dass 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche bis 2030 unter effektiven Schutz stehen sollen.
Eine weitere gute Nachricht zum Jahresende: Der Braunkohleausstieg in NRW wird auf das Jahr 2030 vorgezogen. Zuvor war er für 2038 angesetzt.
Jahresrückblick 2022: Energiekrise und Klimaschutz
Ein Thema, das in 2022 über fast alle Monate hinweg präsent war, ist die Energiekrise. Daher möchten wir auch diesem Faktor einen Abschnitt im Jahresrückblick 2022 widmen. Die Energiekrise hatte nicht nur einen enormen Einfluss auf den Alltag vieler Menschen, sondern auch auf die Bemühungen zum Klimaschutz.
Zum einen rückte die Energiegewinnung durch Kohle noch einmal mehr in den Fokus, um die kriegsbedingte Abkehr vom Erdgas auszugleichen. So sind die CO₂-Emissionen in Deutschland trotz Energiesparen und einem wetterbedingten Höchststand an Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch (46 Prozent) so hoch wie im Vorjahr. Das Reduktionsziel von 756 Millionen Tonnen CO₂ im Jahr 2022 wird um fünf Millionen Tonnen CO₂ verfehlt, analysiert die Agora Energiewende.
Zum anderen beschleunigt die Energiekrise wiederum die Energiewende, da die Nachfrage nach umweltfreundlicher und unabhängiger Energie stark zunimmt. Weltweit steigen die Investitionen in den Ausbau sauberer Energien. Vor allem der „US Inflation Reduction Act“ sticht hervor, durch den mehrere hundert Milliarden US-Dollar über die nächsten Jahre in den Klimaschutz investiert werden sollen.
Fazit und Ausblick für 2023
Das Jahr 2022 war ein Jahr mit vielen Tiefen und wenigen Höhen. Durch Krieg und Energiekrise sind die Bemühungen zum Klimaschutz teils auf der Strecke geblieben. Dennoch deutet sich ein struktureller Umschwung zu den Erneuerbaren Energien stärker an – zumindest langfristig. Trotz, oder vielleicht gerade wegen, der Krisen.
Kurzfristig beginnt das Jahr 2023 dann doch noch mit einer schlechten Nachricht: Weltweit stammen nur 7,2 Prozent der verwendeten Rohstoffe aus dem Recycling, wie der Circularity Gap Report 2023 berichtet. Damit liegt die Quote sogar noch niedriger als 2019 mit 9,1 Prozent.
Und wie geht es sonst noch im Jahr 2023 weiter? Eine wichtige Chance stellt das Klimaschutz-Sofortprogramm dar, mit dem die Bundesregierung im Frühjahr 2023 ein Maßnahmenpaket zum Klimaschutz vorlegen möchte. Darin soll festgelegt werden, mit welchen Maßnahmen Deutschland seine Emissionsziele für 2030 in den Sektoren Energie, Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft will.
Außerdem starten im Jahr 2023 verschiedene spezifische Maßnahmen, die das Potenzial haben, den Klimaschutz voranzutreiben. Dazu gehört zum Beispiel das Deutschlandticket, womit der öffentliche Nahverkehr für viele Menschen attraktiver werden dürfte. Und: Seit dem 1. Januar 2023 besteht im Rahmen des Verpackungsgesetzes für den Außer-Haus-Verkauf von gastronomischen Betrieben die Pflicht zum Angebot von Mehrwegalternativen.