Das Wichtigste in Kürze:
- Ökobilanz von Dämmstoffen: Die Umweltauswirkungen von Dämmstoffen hängen vom gesamten Lebenszyklus ab, einschließlich Herstellung, Nutzung und Entsorgung.
- Mineralwolle Recycling: Die Recyclingmöglichkeiten für Mineralwolle sind begrenzt. Einige Hersteller recyceln Verschnitte und Produktionsabfälle, aber für Baustellenabfälle gibt es kaum Verwertungswege.
- EPS Recycling: EPS-Dämmungen werden bisher oft verbrannt, ein stoffliches Recycling findet kaum statt.
- Einflussfaktoren auf den CO₂-Fußabdruck: Der Transport von Abfällen und die Art der Entsorgung haben einen erheblichen Einfluss auf den CO₂-Fußabdruck.
Dämmung recyceln: So steht es um die Ökobilanz
Um herauszufinden, wie groß die Auswirkungen von Dämmstoffen auf die Umwelt sind, hilft es den Lebenszyklus von Anfang bis Ende zu betrachten. So ist ein wichtiger Teil der Ökobilanz die Herstellung: Bei den meisten Dämmstoffen ist zum Beispiel für die Herstellung ein hoher Energieverbrauch vonnöten.
Dem gegenüber steht wiederum die Energieeinsparung durch die Dämmleistung. Aufgrund des niedrigeren Energieverbrauchs zum Heizen erreicht zum Beispiel der Dämmstoff EPS bereits in wenigen Jahren den Zeitpunkt, an dem die eingesparte Energie den Produktionsaufwand übersteigt. Dann ist von einer positiven Energiebilanz die Rede. Und auch bei den anderen Dämmstoffen amortisiert sich der Primärenergieaufwand durch die erzielte Energieeinsparung innerhalb einer relativ kurzen Zeit. In Anbetracht der üblichen Renovierungszyklen, die zwischen 30 und 50 Jahren liegen, lohnen sich Dämmstoffe in Bezug auf die Umweltauswirkungen also allemal.
Dennoch ist noch viel Luft nach oben: sowohl bei der Herstellung als auch bei der Entsorgung. Um die Ökobilanz von EPS, Mineralwolle und Co. weiter zu verbessern, spielt das Recycling eine wichtige Rolle. In den folgenden Abschnitten gehen wir daher auf das Recycling der einzelnen Dämmmaterialien im Detail ein.
Mineralwolle Recycling – gibt es Potenzial?
Die Recyclingmöglichkeiten für Mineralwolle sind aktuell noch sehr begrenzt. Lediglich Verschnitte und Produktionsabfälle werden direkt vom Hersteller recycelt und als Material für die Produktion neuer Mineralwolle verwendet. Für Baustellenabfälle gibt es hingegen kaum Verwertungswege.
Zumindest wenige einzelne Hersteller haben angefangen, ein Rückführungssystem für Mineralwolle aufzubauen. Dabei werden allerdings nur sortenreine sowie ungefährliche neue Chargen zurückgenommen, die aus der eigenen Produktion stammen. Hinzu kommt, dass die Option in der Regel nur für gewerbliche Großkunden angeboten wird.
Das heißt in der Praxis bleibt beim Mineralwolle Recycling meist nur die Deponierung. Dabei werden Steinwolle, Glaswolle und Co. dauerhaft gelagert. Insbesondere alte Mineralwolle, die aufgrund ihrer gesundheitsgefährdenden Fasern im Verdacht steht, krebserregend zu sein, wird somit sicher aus dem Verkehr gebracht.
So funktioniert das Recycling von EPS
Der bevorzugte Verwertungsweg von EPS Dämmungen liegt aktuell bei der Verbrennung. Das liegt zum einen daran, dass der Kunststoff aus dem Rohstoff Erdöl besteht und einen hohen Heizwert hat. Zum anderen fehlen bis heute gute Alternativen. Hinzu kommt das gesundheitsgefährdende Flammschutzmittel HBCD in alten Styropor Dämmplatten, welches die Recyclingfähigkeit von EPS zusätzlich vermindert.
Auch wenn der EPS Dämmstoff gut zur Energieerzeugung verheizt werden kann, gehen damit hochwertige Materialien verloren, die zuvor unter einem hohen Energieeinsatz produziert wurden. In Bezug auf den Ressourcenverbrauch und die Ökobilanz wäre das stoffliche Recycling demnach zu bevorzugen.
Thermische Verwertung beim EPS Recycling
Bei der thermischen Verwertung von EPS, d. h. beim Verheizen in einer Müllverbrennungsanlage, können pro Kilogramm des Abfalls ca. 8 kWh Energie erzeugt werden. Energie, die sowohl für Strom als auch für Fernwärme genutzt werden kann.
Ein weiterer Vorteil: das schädliche Flammschutzmittel HBCD, das lange Zeit bei der Produktion von EPS eingesetzt wurde, kann durch die Verbrennung und entsprechende Rauchgasfilter unschädlich gemacht werden.
Übrigens: In der EU-Chemikalienverordnung REACH sowie der POP-Verordnung ist festgelegt, dass EPS mit HBCD bei der Entsorgung nur einer Verbrennung zugeführt werden darf, bei der das HBCD zerstört oder unumkehrbar umgewandelt wurde. Das heißt, bei vielen EPS Abfällen ist das stoffliche Recycling bisher auch rechtlich kaum möglich.
EPS Recycling: Wege zur stofflichen Verwertung
Für das stoffliche Recycling müssten die EPS Abfälle aus dem Rückbau sortenrein und ohne Verunreinigungen einer entsprechenden Recyclinganlage zugeführt werden. Hier liegt das Problem: Die mangelhaften Reinigungsleistungen bisheriger Anlagen sowie die schlechte Wirtschaftlichkeit machen dem EPS Recycling ein Strich durch die Rechnung. So kann aus verschmutztem EPS-Abfall bis dato kein hochwertiges Rezyklat hergestellt werden.
Was bereits funktioniert: Verschnitt auf Baustellen und Produktionsreste können auf Korngröße zerkleinert und anschließend zu Rezyklatplatten verarbeitet werden. Als Formteilplatten können sie dann z. B. als Dämmmaterial erneut verwendet werden.
Eine weitere Möglichkeit: Unbehandeltes EPS kann als Mahlgut für Estriche oder für die Porosierung von Ziegeln eingesetzt werden. Mengenmäßig kommen diese Verfahren bisher nur wenig zum Einsatz.
So könnte EPS in Zukunft recycelt werden
Auch Ideen für das stoffliche Recycling von verschmutzten und benutzten EPS Platten gibt es bereits heute. Zum Beispiel, rückgebautes EPS in Lösemitteln aufzulösen, daraus ein Granulat herzustellen und es erneut aufzuschäumen. Vergleichbar mit dem ursprünglichen Herstellungsprozess also. Weiterhin wird getestet, das expandierte Polystyrol direkt vor Ort mithilfe einer chemischen Lösung in seine Bestandteile zurückzuführen. Da EPS zu 98 Prozent aus Luft besteht, wäre hier zusätzlich beim Transport mit einer großen Ersparnis bezüglich des ökologischen Fußabdrucks zu rechnen.
Theoretisch ist es möglich, auch altes EPS mit HBCD noch stofflich zu verwerten. Zu diesem Ergebnis ist das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung gekommen. In dem dort entwickelten Verfahren CreaSolv lässt sich das expandierte Polystyrol vom problematischen HBCD trennen und wiederverwerten. Eine breite Anwendung findet bis heute noch nicht statt.
Styrodur und XPS Recycling – so geht’s
Das Recycling von Styrodur bzw. XPS, wie der Werkstoff eigentlich heißt, ähnelt dem von EPS. Auch hier kam einige Zeit das Flammschutzmittel HBCD zum Einsatz, was für diese Art der XPS Abfälle meist nur die thermische Verwertung übrig lässt. Hinzu kommt, dass bei XPS bis 1993 bei der Herstellung die umweltschädlichen FCKW als Treibgas verwendet wurden. Dadurch ist das stoffliche Recycling von Styrodur in diesen Fällen ebenfalls ausgeschlossen. Es bleibt nur die Verbrennung in einer Müllverbrennungsanlage zur Energieerzeugung.
Lediglich unbehandeltes XPS kann recycelt werden. XPS Verschnitte und Produktionsreste moderner Chargen, die keine gefährlichen Stoffe enthalten, können wie EPS zu Granulat verarbeitet werden. Das Polystyrol Granulat kann anschließend z. B. als Dämmschüttung oder als Porosierungsmittel bei der Herstellung von Ziegel genutzt werden.
Weitere Einflussfaktoren auf den CO₂-Fußabdruck
Beim Recycling von EPS, Steinwolle und Co. schlägt vor allem der Transport des Abfalls zur Buche. Mit durchschnittlich 111 Gramm CO₂ pro Tonne und Kilometer und bereits einem Leergewicht von 10 Tonnen bei einem LKW mit Absetzcontainer entstehen beim Transport hohe Emissionen. Und: Aufgrund der sehr niedrigen Dichte von ca. 6,5 kg pro m³ bei EPS und XPS können pro Container nur verhältnismäßig wenig Abfälle abtransportiert werden.
Hinzu kommen CO₂-Emissionen durch die Auftragsbearbeitung, die bei entsorgo zum Beispiel pro Entsorgung im Schnitt bei ca. 400 Gramm CO₂ liegen.
Bei der thermischen Verwertung von EPS und XPS können pro Kilogramm des Abfalls noch ca. 8 kWh Energie erzeugt werden. Verrechnet mit den CO₂-Emissionen des deutschen Strommixes können dadurch wiederum ca. 3,4 kg CO₂-Äquivalente eingespart werden. Mit der Deponierung von Mineralwolle und Co. anstelle vom Recycling besteht wiederum kein Einsparpotenzial mehr.